12. bis 25. März 2012
Bischöfliches Gymnasium St. Michael, Foyer

Ausstellung „Grenzland“

Die Ausstellung stellt einen bislang in Ahlen wenig beachteten Aspekt der Familiengeschichte von Imo Moszkowicz in den Mittelpunkt. Durch die Eheschließung mit Renate Dadieu im Jahr 1956 trafen für den Auschwitz-Überlebenden zwei Welten aufeinander: die Welt der eigenen, in deutschen KZs nahezu ausgelöschten Familie, und die Welt einer Familie, die tief in die nationalsozialistische Politik vor 1945 und in die Kontinuität nationalsozialistischer Seilschaften in der Nachkriegszeit verwickelt war.

Die Ausstellung kreist besonders um Armin Dadieu, den Schwiegervater des Ahlener Ehrenbürgers, befasst sich aber auch mit dem Versuch des Regisseurs, durch die Kunst seine Vergangenheit nicht komplett zu verdrängen.

Die Familie der Schwiegereltern von Imo Moszkowicz stammt aus der Untersteiermark. Als diese 1919 an Jugoslawien fiel, wurden die Dadieus aus diesem Grenzland vertrieben. „Damals begann alles“, resümiert Renate Moszkowicz. Sehnsucht nach der verlorenen Heimat prägte die Dadieus.

Armin Dadieu Armin Dadieu

Armin Dadieu, 1901 im heute slowenischen Ort Maribor (Marburg) geboren, machte akademisch und politisch eine rasante Karriere. An der TU Graz wurde er 1932 Chemieprofessor von Weltruf und engagierte sich im nationalsozialistischen Kampf gegen den Austrofaschismus. Später heiratete er die Tochter von Anton Rintelen, der 1934 in den Mord der NS-Putschisten an Dollfuß verwickelt war. Diese Moidi Dadieu wurde für Moszkowicz „Ersatzmutter“. Ihr erster Mann Erich Rajakowitsch war im Stab Adolf Eichmanns an der Deportation holländischer Juden beteiligt.

Als „Mastermind“ 1938 wesentlich am Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich beteiligt, wurde Dadieu Landesstatthalter und Gauhauptmann der Steiermark. Als Gauwirtschaftsberater war er für die „Arisierung“ jüdischen Eigentums zuständig. 1943 wurde er SS-Oberführer. Er beriet Luftwaffenchef Hermann Göring bei Fragen der Optimierung von Raketentreibstoffen. Eine solche Beratung setzte er nach 1945 beim argentinischen Militär fort, wohin er mit Hilfe von DRK und Vatikan als gesuchter Kriegsverbrecher geflohen war. 1960 in die Bundesrepublik zurückgekehrt, kooperierte er u.a. als Prüfungsleiter an der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt mit Seilschaften „alter Kameraden“ bei diversen Rüstungsgeschäften z.B. in Ägypten (Raketen gegen Israel) und im Kongo General Mobutus.

1978 starb er hoch geehrt in Graz. Bis zum Tod blieb er überzeugter Nationalsozialist. In seinem Weingarten im steirisch-slowenischen Grenzland ruht seit 2011 die Asche von Imo Moszkowicz. Der Weingarten an der Grenze war für Imo „unser steirisches Paradies“ geworden. Über ihren Vater Armin Dadieu sagt Renate Moszkowicz in einem Schülerinterview: „Mein Vater war ein überaus intellektueller, musischer und künstlerischer Mann. Zudem war er ein guter Wissenschaftler, der unglücklicherweise die falsche Politik unterstützt hat.“

Imo Moszkowicz 1995 lapidar: „Er verstand von Frauen mehr als von Politik.“

Öffnungszeiten:
Do. - Fr. 10 - 16 Uhr / So. 18. und 25.3. 15 - 17 Uhr

Veranstaltungsort:
Bischöfliches Gymnasium St. Michael, Foyer
Warendorfer Straße 72

Renate Moszkowicz Renate Moszkowicz

Diskussionsrunde mit Renate Moszkowicz
über die Ausstellung
Renate Moszkowicz hat zugesagt, die Ausstellung zu besuchen und über ihre Eindrücke zu diskutieren.

Genauer Termin:
siehe Tagespresse oder www.vhs.ahlen.eu

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