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Gegen ein Feindbild Islam
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Die historische Bewandtnis
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Um diesen Hass, dieses Ressentiment und diese Rachegelüste der Anhänger des islamischen Fundamentalismus gegen den Westen nachvollziehen zu können, müssen die historischen Hintergründe erläutert werden. Vor allem ist es enorm wichtig, zwischen "Islam" und "Islamismus" zu unterscheiden. Zunächst sollte der Islam, die jüngste der großen Weltreligionen, detaillierter betrachtet werden. Das arabische Wort "Islam" bezeichnet die unbedingte Ergebung in den Willen des Einen Gottes Allah. Gegenwärtig wird die Zahl der Muslime auf insgesamt 935 000000 geschätzt. In Europa ist der Islam die zweitgrößte Religion nach dem Christentum. Die Muslime verstehen den Koran als Wort Gottes, wie er Mohammed durch den Erzengel Gabriel übermittelt wurde. Sie glauben, dass Gott selbst und nicht Mohammed der Autor des Korans ist, welcher deshalb unfehlbar sei. Diese Schrift stellt die Sammlung der Worte dar, die Mohammed während der rund 22 Jahre seines Wirkens als Prophet zwischen 610 und 632 offenbart wurden. Dem Koran zufolge ist die "Verbesserung der Welt" das Ideal aller menschlichen Anstrengungen. Das islamische Gesellschafts-verständis, die "Umma", basiert auf dem Koran und ist daher theokratisch. Das Ziel aller Muslime ist Gottes Herrschaft auf Erden. Daher vertreten die Muslime den Glauben, dass der Oberbegriff Welt in zwei Bereiche unterteilt ist (Manichäische Dichotomie):

In das "Böse" (Jahiliyya), das es zu bekämpfen gilt, und das "Gute" (Hakimiyya), das es zu wahren und zu fördern gilt. Der islamischen Sozialphilosophie liegt die Auffassung zugrunde, dass alle Lebenssphären - die spirituelle, die soziale, die politische und die wirtschaftliche - eine untrennbare Einheit bilden und von den islamischen Werten geprägt sein sollten. Auf diesem Ideal beruhen die Gedanken des "islamischen Rechts" und des "islamischen Staates" und die starke Betonung des sozialen Lebens und sozialer Pflichten im Islam. Genau an diesem Punkt herrscht Unstimmigkeit. Zwischen der Auffassung des Islam und des Westens. Der in Amerika und der Mehrheit der europäischen Staaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts sichtbar gewordene Trend, weg vom der alten staatsverbundenen Kirche und hin zur modernen staatsfreien Kirche in einem individuellen, Religionsfreiheit gewährenden Staat wird bis heute fortgesetzt. Auch ist die westliche Welt durch den Begriff "Souveränität" und insbesondere "Volkssouveränität", den demokratischen Verfassungsstaat kennzeichnenden Grundsatz, dass alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht, gekennzeichnet (Beispiele für die Durchsetzung dieser Norm sind u. a. die Unabhängigkeitserklärung der dreizehn britischen Kolonien als Vereinigte Staaten von Amerika 1776 oder die französische Revolution 1789 bis 1799). Die westlichen Staaten beziehen einen wesentlichen Teil ihrer Legitimation aus dem Dienst für die in der Verfassung niedergelegten Leitbilder, für den Islam jedoch gilt der Koran, das Wort Gottes, als Rechtsquelle. Aufgrund dieser gravierenden Unterschiede, die zwischen dem westlichen Staatswesen und der Umma des Islam herrschen, ist ein Konflikt eigentlich unabwendbar. Jedoch hängt dieser unbändige Zorn der Islamisten (wohlgemerkt: nicht der Muslime) mit der Auflösung der Osmanischen Reiches und der Beteiligung des Westens diesbezüglich zusammen. Das Osmanische Reich (1300 bis 1922) erstreckte sich auf dem Höhepunkt seiner Macht von Ungarn im Norden bis Jemen im Süden und von Algerien im Westen bis zu der iranischen Grenze im Osten. Durch den Einfluss zumeist europäischer Staaten wurde der Zerfall zur Mitte des 16. Jahrhunderts eingeleitet. Unter einigen der Osmanischen Herrschaft unterstehenden, nichtislamischen Völker, entstand ein Nationalbewusstsein. Die nichtislamischen Völker des Reiches forderten ihre Unabhängigkeit und erhielten sie auch nach und nach. Als der erste Weltkrieg ausbrach und die Türken sich auf die Seite der Mittelmächte stellten, versuchten die Alliierten, bei den arabischen Ländern Unterstützung gegen die Türken zu erhalten, indem sie ihnen Hoffnung auf Unabhängigkeit nach dem Krieg machten. Im Jahre 1916 wurde eine Vereinbarung zwischen der britischen Regierung und Hussein ibn Ali, dem Großsharif von Mekka, geschlossen. Letzterer versprach eine arabische Beteiligung am Krieg aufseiten der Alliierten und verlangte von den Briten im Gegenzug die Unabhängigkeit der arabischen Länder südlich einer Linie die etwa mit der heutigen Staatsgrenze von Syrien und dem Irak vergleichbar ist. Im Mai selbigen Jahres schlossen Großbritannien und Frankreich jedoch einen separaten Geheimvertrag (Sykes - Picot - Abkommen), der vorsah, dass die meisten arabischen Länder unter türkischer Herrschaft zwischen Großbritannien und Frankreich aufgeteilt werden sollten. Die Gebiete, die heute Syrien und Libanon sind, wurden Frankreich zugesprochen, während das heute Israel und Jordanien zu Großbritannien gehören sollten. Die arabischen Provinzen wurden zu autonomen Nationalstaaten erklärt, die von vorwiegend Türken bewohnten Gebiete in Ost- und Südanatolien sollten jedoch unter ausländische Kontrolle oder die Kontrolle von Minderheiten geraten. Infolge einer kriegerischen Auseinandersetzung mit griechischen Streitkräften entstand in Anatolien unter Führung von Mustafa Kemal Atatürk die türkische Nationalistische Bewegung. Während des türkischen Unabhängigkeitskrieges (1918-1923) widersetzte sich Atatürk erfolgreich den Bedingungen der Alliierten, verdrängte die griechischen sowie die britischen, französischen und italienischen Besatzungsmächte und setzte eine in Lausanne (1923) festgelegte Regelung durch, die den Türken die uneingeschränkte Kontrolle über die türkischen Gebiete Ostthrakien und Anatolien sicherte. Nach diesem Erfolg wurde die Türkei mit der Hauptstadt Ankara ausgerufen und das Kalifat des Sultans in Istanbul, das bis dato als oberste Instanz des Osmanischen Reiches galt, hörte auf zu existieren. Zahlreiche islamische Reformer wurden vom westlichen Gedanken beeinflusst. Man ging davon aus, dass Vernunft und modernes Denken die Wahrheit des Islam eher bestätigen als in Frage stellen würden und dass die islamische Glaubenslehre neuzeitlichen Worten neu formuliert werden könne. Sir Muhammed Iqbal ist der wichtigste neuzeitliche Philosoph, der eine neue Interpretation der islamischen Glaubenslehre entwickelte. Intellektuelle in Ägypten, der Türkei und Indien unternahmen es, die Lehre des Korans mit den Ideen in Einklang zu bringen, die mit der konstitutionellen Demokratie, den Naturwissenschaften und der Emanzipation der Frau aufkamen. Der Koran lehrt das Prinzip der "Herrschaft durch Beratung" - wie sie argumentierten - in heutiger Zeit am besten durch repräsentative Regierungsformen und nicht mehr durch die Monarchie zu verwirklichen sei. Sie wiesen darauf hin, dass der Koran die Erforschung und Nutzbarmachung der Natur fördert und das die Muslime einige Jahrhunderte lang in den Naturwissenschaften führend waren. Sie vertraten weiter die Auffassung, dass der Koran die Frauen rechtlich gleichgestellt habe, dass diese Rechte jedoch von den Männern an sich gerissen und missbraucht worden seien. Zwar basiere der modernistische Gedanke auf plausiblen Interpretationen des Korans, sie wurde jedoch von den Islamisten erbittert bekämpft. Der islamische Fundamentalismus, der als Reaktion auf den Modernismus, die Rückbesinnung auf die Fundamente des Islam fordert, lehnt nicht die Moderne Bildung, Naturwissenschaft und Technik als solche ab, sondern beschuldigt die Modernisten, Moralvorstellungen sowie Lebensformen der westlichen Welt zu verbreiten. Dem gegenüber fordern sie, die Rechtsvorstellungen der Scharia als Staatsgesetz durch zu setzen. Weitere Gründe für das Aufkommen des Fundamentalismus liegen in der Unfähigkeit westlich orientierter Staatspräsidenten, die Situation der zumeist armen und rasch wachsenden Bevölkerung dieser Länder zu verbessern sowie darin, das in breiten Bevölkerungsschichten noch immer Ressentiment gegenüber den früheren Kolonialmächten bestehe, die ihren Ausdruck in der Abneigung alles Westlichen finden.

Ein Symbol der wirtschaftlichen und politischen Macht aber auch der Fortschritts und des Modernismus war ohne Zweifel das "World Trade Center". Die Taliban die einen besonders tiefen Hass gegen den Westen schüren, assoziierten dieses Wirtschaftszentrum mit dem "Haus des Pharaos". Sie sahen es als erforderlich an, dieser "Jahiliyya" ein Ende zu bereiten. Sich und seine radikal - fundamentalistischen Anhänger identifiziert Talibanführer Osama bin Laden mit "Moses". Dieser war Prophet, Gesetzgeber und Führer des Volkes Israels. Seine Lebensgeschichte findet sich in dem alttestamentlichen Büchern "Exodus", "Levitikus", "Numeri" und "Deuteronomium" wieder. Moses ("Hakimiyya" oder auch "das Gute") bezwang den Pharao ("Jahiliyya", "das Böse") und befreite die Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft und führte sie nach Kanaan. Aufgrund der Ideologie der "Manichäischen Dichotomie" bekleiden muslimischen Extremisten wie besagte Taliban, oder aber die radikalen "Moslembrüder", deren Mordanschlag der ägyptische Staatspräsident Anwar - es - Sachat 1981 zum Opfer fiel und die islamistische Widerstandsbewegung "Hamas" die es sich als Ziel gesetzt hat, Israel durch bewaffneten Widerstand aus Palästina gewaltsam zu vertreiben. Diese und andere Gruppierungen ersehen es als gerechtfertigt, den "heiligen Krieg gegen die Ungläubigen" (al - jihad - al - asghar) durch zu führen. Dieser Krieg ist prinzipiell von rechtlicher und dogmatischer Bedeutung, da er vom Koran und den Hadith (dem Propheten Mohammed zugeschriebene und aufgezeichnete Aussprüche und Taten, denen der Status einer Offenbarung zukommt), vorgeschrieben wird. Der "Heilige Krieg" (Jihad) ist die einzige Form des Krieges, die in der Hauptrichtung des Islam erlaubt ist. Jedoch bedienen sich Fundamentalisten dieses Rechtes auf völlig falschem Wege, genauso wie der Islam und dessen Lehren grundsätzlich von ihnen missbraucht werden.

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