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Vierecke

Gegen ein Feindbild Islam
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Projektergebnisse der Arbeitsgruppe 4
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  1. Jahiliyya und Recht:
    Das moderne europäische Verfassungsrecht beruht auf der Souveränität des Volkes, das durch Wahlen seine Werte und Gesetze festlegt. Laut Qutb maßt sich die Menschheit dadurch an, sich über die göttlichen Werte und die göttliche Ethik (Minhaj Allah li Hayat) hinwegsetzen zu können, indem sie diese selbst bestimmt und Gottes Herrschaftsgewalt damit verletzt. Diese Welt, in der Menschen selbst über ihre Werte und Gesetze entscheiden bestimmen wird von Qutb als Jahiliyya, als wertelose Welt (wertlose Welt) bezeichnet. Er spricht dieser Welt damit ihr Recht auf Existenz ab. Indirekt kritisiert er somit die in der europäischen Verfassung festgelegte Trennung von Kirche und Staat, die eine Souveränität des Volkes erst ermöglicht. Unserer Meinung nach stellt das in der Verfassung festgelegte Recht des Volkes auf Souveränität jedoch eine unverzichtbare Grundlage für Freiheit und Gleichheit im menschlichen Zusammenleben dar. Zudem sind wir der Auffassung, dass die von Menschen gemachten Werte Gottes Herrschaftsgewalt nicht verletzen und die göttlichen Werte nicht etwa ersetzen sollen, sondern sich sogar vielmehr an diesen (wenn auch nicht in allen Fällen) orientieren und sich somit zeitweise decken.

  2. Jahiliyya und Gewalt:
    Wenn Qutb von einer Erniedrigung des Menschen durch Kapitalismus und Kolonialismus und einer Verletzung der von Gott dem Menschen verliehenen Würde spricht, so nimmt er damit unmittelbar Bezug auf die Ereignisse während des 1. Weltkrieges und des Jahres 1921. Damals betrogen Briten und Franzosen die Araber, indem sie den Arabern, die bis dahin mit den ihnen in Glauben und Kultur verbundenen Türken das Osmanische Reich gebildet hatten, für einen Verrat an ihren Verbündeten ein eigenes arabisches Großreich versprachen, ihr Versprechen jedoch nicht einhielten. Stattdessen beschlossen sie nach Zerfall des Osmanischen Reiches die neu gewonnen Länder unter sich aufzuteilen(Sykes- Picot Abkommen) und gaben den Juden ein sogenanntes "Home of Palestine", indem sie diesen nach Abschluss der sogenannten "Balfour- Deklaration" Siedelgebiet im Gebiet der Araber gaben. Dieser Betrug durch die Vertreter von Kolonialismus und Kapitalismus (GB und F) begründet die, auch unserer Meinung nach gerechtfertigte, Kritik am Westen. Jedoch sind wir nicht der Auffassung, dass dies Gewalt besonders im Namen Gottes rechtfertigt, da dies vielmehr einen politischen als religiösen Wertekonflikt darstellt. Es handelte sich schließlich um keinen direkten Glaubenskonflikt und man kann die Fehler von Großbritannien und Frankreich in der Vergangenheit nicht für den Kapitalismus im Allgemeinen pauschalisieren.

  3. Jahiliyya und Islam:
    Qutb richtet sich in seiner Kritik nicht nur gegen den Westen, sondern auch gegen den Islam, der seiner Meinung nach auch in Jahiliyya lebt. Der Islamismus begründet seine Feindschaft zum traditionellen Islam darin, dass auch dieser aus einer falschen Quelle heraus, nämlich genau wie der Westen aus der Souveränität des Volkes lebt. Diese Souveränität des Volkes und die damit verbundenen anmaßenden und menschlichen Werte finden laut Qutb ihre politische Verkörperung in Form der Nationalstaaten. Qutb fordert stattdessen eine Umma, eine islamische Glaubensgemeinschaft, die aus der Quelle der Hakkimiyya, der Herrschaftsgewalt Gottes lebt. Diese findet ihre politische Verkörperung in eben dieser Umma, der Gemeinschaft der islamischen Länder(Herrschaft des Islam). Er fordert somit in gewisser Weise eine Reformation des Islam. Solange diese jedoch nicht eingetreten ist, bilden Westen und Islam, den Feind des Islamismus.

  4. Jahiliyya und islamische Gruppen:
    Die westliche Gesellschaft sollte sich gegen die islamistische Avantgarde, die durch Gewalt ihre Ziele zu verwirklichen sucht wehren, wenn nicht gar zum Gegenangriff übergehen, da es laut Qutb keinen diplomatischen Mittelweg gibt, was den Werte-Konflikt zwischen Jahiliyya und Hakkimiyya angeht. Er sieht den einzigen Ausweg nur in Form der Herrschaft der islamischen Länder, die durch eben jene Avantgarde eingeleitet werden muss. Jahiliyya und Hakkimiyya können für ihn grundsätzlich nicht gleichzeitig existieren. Die Avantgarde soll die Jahiliyya daher von innen her zerstören, indem sie auf der einen Seite Kontakt zu ihr sucht, sich auf der anderen Seite jedoch von ihr isoliert. Die Ausmaße der verheerenden Anschläge vom 11.September machen deutlich, dass die Avantgarde grundsätzlich nur den Weg der Gewalt zur Verwirklichung dieses Zieles zu gehen bereit ist. Wir verachten damit zwar die angewandten Mittel, müssen jedoch objektiv zumindest auch positive Aspekt in der Zerstörung der Jahiliyya erkennen. Würde dieses Ziel sich nämlich nur mit der Zerstörung der schlechten menschlichen Werte befassen und dazu beitragen die menschlichen Werte zum Beispiel im Falle des Abtreibungsgesetzes oder der Gentechnik unter schärferen ethischen und moralischen Wertvorstellungen zu sehen und zu beeinflussen, so wäre dies eine wirkliche Bereicherung, nicht nur für die Herrschaftsgewalt sondern auch für die Menschen. Da es Qutb jedoch um eine generelle Zerstörung der menschlichen Werte geht, egal ob Gut oder Böse, müssen wir uns Notfalls auch mit Gewalt dagegenstellen.

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