Woche der Brüderlichkeit Projekte |
Gegen ein Feindbild Islam Treffpunkt: 13.45 Uhr, Teestube der Moschee |
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Sehr geehrter Imam, herzlich grüße ich Sie, und ich freue mich, gemeinsam mit Frau Pfarrerin Grebe, Herrn Dechant Döcker und Herrn Blauth von der VHS bei Ihnen sein zu dürfen. Vor knapp 2 ½ Wochen erschütterte der terroristische Anschlag in New York und Washington die Welt. Es ist für mich immer noch unfaßbar, wie Menschen zu einer solch schrecklichen Tat fähig sind, und dann noch unter der Vorgabe angeblich religiöser Motive. Präsident Bush hat schon wenige Tage nach dem brutalen Anschlag eine amerikanische Moschee besucht. Dort sagte er in einer wichtigen Rede, daß die amerikanische Regierung nicht akzeptieren werde, daß islamische Gemeinden pauschal mit dem Terrorismus in Verbindung gebracht werden. Gerade in diesen schweren Zeiten gelte es, gemeinsam die Grundwerte von Freiheit, Demokratie und Toleranz (eben auch fremden Religionen gegenüber) zu verteidigen. Diese Position möchte auch ich ganz bewußt an dieser Stelle zum Ausdruck bringen. Weltweit zählen etwa 1,2 Milliarden Menschen zum Islam. Er ist nach dem Christentum die zweitgrößte Weltreligion. Auch in Europa leben zahlreiche Muslime. In Deutschland ist ihre Zahl in den letzten Jahren auf 3,2 Millionen angewachsen, in der Europäischen Union leben 13 Millionen Muslime. Wir wissen, daß der weit überwiegende Teil der Muslime in Deutschland und in Europa ein liberales und tolerantes Religionsverständnis pflegt. Sie stimmen mit den Werten der Demokratie und unserer rechtsstaatlichen Verfassung überein. Sie waren von dem Terroranschlag in den USA genauso geschockt wie Angehörige anderer Religionen und Weltanschauungen. Aus diesem Grund unterstützen auch fast alle muslimischen Gemeinden Deutschlands, auch die Gemeinden in Ahlen, den Kampf gegen Terrorismus und gegen die Staaten, die den Terrorismus unterstützen. Aber wir müssen feststellen, daß einzelne Personen und Gruppierungen versuchen, die gegenwärtige Lage auszunutzen, um gegen Muslime aufzuhetzen, Aggressionen zu schüren und die Gesellschaft zu spalten. Das ist ein zutiefst intolerantes Verhalten, das ich verabscheue und dem wir nachdrücklich entgegen treten müssen. Auch weiß ich, daß nicht wenige türkische Schüler und Schülerinnen derzeit verunsichert sind. Ihnen und Ihren Kindern möchte ich als Bürgermeister der Stadt Ahlen ganz klar sagen, daß wir Stimmungsmache gegen Ahlener Einwohner muslimischen Glaubens nicht hinnehmen werden! Wir sind auf dem Wege, Ahlen zu einer modernen, gastfreundlichen und weltoffenen Stadt zu entwickeln. Eine solche Stadt können wir nur gemeinsam aufbauen. In einer solchen Stadt haben Fremdenhaß, Hetze gegen andere Religionen und Intoleranz überhaupt keinen Platz! Ich würde mich freuen, wenn der Bürgermeister zukünftig nicht nur aus Anlaß schrecklicher Ereignisse zu Ihnen sprechen muß. Wie ich erfahren habe, hat zuletzt der frühere Bürgermeister Horst Jaunich nach den schlimmen Ereignissen in Solingen an dieser Stelle zu Ihnen gesprochen. Im Rathaus führe ich regelmäßig Bürgersprechstunden durch. Ich lade auch Sie recht herzlich ein, bei besonderen Anliegen den kurzen, direkten Weg zu mir zu suchen. Und ich biete Ihnen an, einmal im Jahr eine große Bürgermeistersprechstunde hier in dieser Moschee durchzuführen. Damit kann dann auch in größerer Runde und unter Einsatz eines Dolmetschers über die alltäglichen Fragen des Zusammenlebens von Deutschen und Ausländern, von Menschen verschiedener Religion in Ahlen gesprochen und diskutiert werden. Wir müssen miteinander im Gespräch bleiben, denn das ist Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis und echte Integration. Ich bedanke mich bei Lokman Celebi für die Übersetzung, |
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