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Vierecke

Kosov@ - ein Brennpunkt auf dem Balkan
Notwendige Vorbemerkung zu den Seiten eines Kriegsgebiets

Schon mit der Bezeichnung fängt es an: "Kosovo" - serbisch, "Kosova" - albanisch. Parteinahme - für wen? Kosov@ - Herausmogeln aus einem Dilemma? Diese Seiten wollen weder Partei ergreifen, noch gehen sie von dem Trugschluß aus, perfekt "ausgewogen" sein zu können. Es geht um mehr als Tagespolitik oder gar Kriegsberichterstattung. Sie lassen sich vielmehr von einem eher grundsätzlichen Problem betreffen.
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Schon mit der Bezeichnung fängt es an: "Kosovo" - serbisch, "Kosova" - albanisch. Parteinahme - für wen? Kosov@ - Herausmogeln aus einem Dilemma? Diese Seiten wollen weder Partei ergreifen, noch gehen sie von dem Trugschluß aus, perfekt "ausgewogen" sein zu können. Es geht um mehr als Tagespolitik oder gar Kriegsberichterstattung. Sie lassen sich vielmehr von einem eher grundsätzlichen Problem betreffen.

Der Religionswissenschaftler Mircea Eliade aus Rumänien formuliert es so:

"Man möchte zum Beispiel wissen, wie die Leiden und das Verschwinden so vieler Völker ertragen und gerechtfertigt werden sollten, die nur deshalb zum Leiden und zum Verschwinden verurteilt werden, weil sie der Geschichte im Wege stehen, weil sie in der Nachbarschaft von ständig zur Expansion drängenden Reichen wohnen. Wie soll man es z.B. rechtfertigen, daß der europäische Südosten jahrhundertelang leiden mußte... aus dem einen Grunde, daß sich seine Gebiete auf dem Wege der asiatischen Eindringlinge befanden und dann zu Nachbarn des osmanischen Reiches wurden?"
(Mircea Eliade, Kosmos und Geschichte)

Doch wen kümmerte es schon in Westeuropa, "wenn hinten weit in der Türkei die Völker aufeinanderschlagen" (Goethe)? Es hätte Westeuropa längst kümmern sollen: Der "Schrecken der Geschichte" (Eliade) dieses Jahrhunderts begann in Sarajewo, Grenzgebiet zum osmanischen Reich. Sein letztes Jahrzehnt kehrte dorthin zurück. Sein letztes Jahr kreist um den Ort einer Schlacht, die vor mehr als 600 Jahren zwischen Serben und Türken geschlagen wurde: das "Amselfeld" - serbische "Kosovo-Saga". Die 600-Jahrfeier dieser Schlacht 1989 sollte zum propagandistischen Auftakt des gegenwärtigen Desasters auf dem Balkan werden.

Diese Seiten wollen das Versäumte ein wenig nachholen. Sie wollen sich kümmern. Jenseits von bloßer Tagesaktualität möchten sie Blicke öffnen in eine europäische Region, die Westeuropa nur zu oft vergaß. Sie blicken über eine Grenze, die für manche Westeuropäer noch heute Licht von Finsternis scheidet. Hinter ihr liegt Europas Schatten, leben "die anderen", die "nicht ganz geheuer" sind: Orthodoxe und Moslems. Dort haust das Fremde. Da auch "das Böse" zu orten, scheint naheliegend. Ostern 1999 war jedenfalls vom britischen Außenminister Cook zu hören, noch nie seien sich Deutschland und Großbritannien so nahe gestanden. "Denn jetzt kämpfen wir gemeinsam gegen das Böse!"

Seit 1993 hat ein Partnerschaftsprojekt des Gymnasiums St. Michael mit dem Brukenthal-Lyzeum im rumänischen Sibiu/Hermannstadt das Ziel, Fenster zu dieser "dunklen Seite Europas" (R. Wischenbart) zu öffnen. "Wahrnehmung des Anderen", so lautet das Leitthema der verschiedenen Projekte und Begegnungen. Schüler dieser "Projektgruppe Rumänien" arbeiten auch an den Kosov@-Seiten mit.

(Dietmar Hecht)

Tip zum Weiterlesen: Von Wien aus ostwärts...
Rüdiger Wischenbart, Canettis Angst. Erkundungen am Rande Europas, Klagenfurt/Salzburg 1994.

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