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Der "Freundeskreis für Re´ut/sadaka e.V." zum "Fightclub Israel"

Kritische Historiker

Israelische Wissenschaftler gegen den Staatsmythos vom"reinen" Kämpfer und "ewigen" Opfer
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Längst haben Israels "neue Historiker" Abschied von dem Staatsmythos genommen, dass die jüdischen Waffen "rein" waren, die 1948 den Sieg über die Araber im Unabhängigkeitskrieg errangen. Den Mythos von der "Reinheit der Waffen" hatte zwar längst schon Uri Avnery, prominenter Vertreter der israelischen Friedensbewegung, als einsamer Rufer in der Wüste angezweifelt. (Uta Klein, Militär und Geschlecht in Israel, S. 120) Nun machen es aber die "neuen Historiker" auf breiter Front. Ihr Angriff ist Teil dessen, was inzwischen als "Postzionismus" bezeichnet wird:

Was ist das Neue, das jenseits einer muskeljüdischen, zionistischen Identität liegt? Uta Klein, Dozentin am Fachbereich Soziologie der Universität Münster, beantwortet die Frage so:

Die "neuen Historiker" zeichnen ein anderes Bild der israelischen Gesellschaft, als es ihre Vorgänger tun. Sie stellen die Staatsgründung nicht als gerechtes und humanes Projekt dar. Sie weisen darüber hinaus die Darstellung des israelischen Kollektivs als homogener Gemeinschaft, die durch eine gemeinsame historische Mission zusammengehalten wird, zurück und betonen statt dessen die Spaltungen der israelischen Gesellschaft. Sie arbeiten Widersprüche zwischen Israel als jüdischem und als demokratischem Staat heraus." (Militär und Geschlecht in Israel, S. 122)

Kiddush ha shem - Erlösung durch Rache?

Die "neuen Historiker" machen auch vor einem Kernstück staatskultisch instrumentalisierter Spiritualität des Judentums nicht halt: dem kiddush ha shem, der "Heiligung Seines Namens". Gemeint ist der Selbstmord von Juden (einschließlich des Mordes an ihren Kindern), um sich dadurch drohender Ermordung oder Zwangstaufe zu entziehen. Ein berühmtes Beispiel ist der kiddush ha shem von 1096 in vielen Städten des Rheinlandes zu Beginn des 1. Kreuzzeugs. Der "neue Historiker" Israel Yuval zeigt nun, dass das Motiv dieses angeblich so "reinen" Martyriums in Wirklichkeit der Wunsch nach "Erlösung durch Rache" war: Gott sollte durch das selbst vergossene Blut seines Volkes zur apokalyptischen Rache an den Christen gezwungen werden. Seit Jahrhunderten sei speziell das aschkenasische Judentum von diesem Motiv der "Erlösung durch Rache" bestimmt gewesen. Das antisemitische Stereotyp der Ritualmord-Legende sei in seinem Ursprung nichts anderes als die verzerrte Wahrnehmung dieser Ereignisse von 1096 durch die fassungslosen Christen. Es entspringe also keineswegs nur der antisemitischen Bosheit notorischer Judenfeinde. (Amnon Raz-Krakotzkin, Historisches Bewusstsein und historische Verantwortung, in: Historikerstreit in Israel. Die "neuen" Historiker zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, hrsg.v. B. Schäfer, Frankfurt 2000)

Hier kippen gleich zwei Mythen: einmal die staatsmythische Konstruktion einer direkten Linie von den sich opfernden Verteidigern Massadas und den Kämpfern des Bar Kochba-Aufstandes gegen die Römer - Bar Kochba wurde zum Namenspatron einer Unzahl von jüdischen Sportvereinen - über die Märtyrer von 1096 bis hin zu den sich im Kampf gegen das absolut Böse (sprich: Araber) hingebenden "reinen" jungen Männern von 1948.

Der Mythos vom "guten Juden"

Zum andern wird ein jüdisches, staatstragendes Selbstbild massiv beschädigt: der Mythos vom "guten Juden", der nichts anderes als "Opfer" sein kann. Wenn auf der Website "Israels Muskeljuden" spezielle Seiten die innerisraelische Diskussion zu Yuval ausführlich darstellen werden, dann deshalb, weil diese Diskussion von erheblicher Konsequenz auch für die deutsche Erinnerungskultur ist. Haben nicht auch wir uns auf den israelischen Staatsmythos vom "guten Juden" als dem "reinen Opfer" leichtfertig einschwören lassen? Die "neuen Historiker" argumentieren - und dem schließt sich die Website "Israels Muskeljuden" an -, dass erst die Befreiung vom Mythos den Weg zum Menschen so öffnet, dass wir letzteren in seiner ganzen Menschlichkeit wahrnehmen können. Zu der gehören nun einmal auch Seiten, die nicht "gut" sind. Die Vermenschlichung entmenschlichter Feier-Ikonen ist also das humane Ziel der Mythenkritik. Das gilt in Israel genauso wie in Deutschland.

Bei der Präsentation der Internetplattform "Netz der Steine", neben dem Netz der Schwarzen Sonne das andere Standbein Ahlener Erinnerungskultur, hat dieses Anliegen Sharon Fehr von der jüdischen Gemeinde Münster am 29. September 2000 so ausgedrückt:

"Jüdische Menschen erhalten ihr Gesicht zurück!"

Kontakt: gsanktmich@freenet.de

Freundeskreis für Re´ut/Sadaka e.V.

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