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Vierecke

Israels Muskeljuden
Der "Freundeskreis für Re´ut/sadaka e.V." zum "Fightclub Israel"

Aufmüpfige Künstler

Israelische Fotografen und Computergraphiker gegen das Bild vom soldatischen Mann
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Auch die Kunst hat den Muskeljuden kritisch ins Visier genommen. Dafür bietet die z.Zt. vom Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) organisierte Ausstellung gute Beispiele

 "Re-Thinking" - Neue Kunst in Israel

Der auf dieser Webpage als Aufmacher so narzistisch selbstvergessen seinen Bizeps schwellen lassende Soldat entpuppt sich auf einem anderen Photo als einer, der ins Nichts tanzt. Betrachten wir diese zwei Seiten näher:

Ein einsames Zelt im Wüstensand, davor der israelische Soldat. Sein muskelbepackter Oberkörper ist nackt, sein Kopf mit einer Kippa bedeckt. Der so als "religiös" auszumachende Muskeljude posiert wie für ein Bodybuilder-Magazin. Er ist alleine, sein Blick narzistisch auf den Muskelkörper gerichtet. Das Photo stammt von Adi Nes (Jahrgang 1966) aus Kiryat Gat, einer Entwicklungsstadt am Nordrand des Negev. Verbunden ist Ahlen mit Kiryat Gat durch eine Schulpartnerschaft des Gymnasiums St. Michael. Adi Nes gehört zu einer Gruppe postzionistischer Künstler, deren Anliegen es ist, Mythen zu zerstören und "heilige Kühe" zu schlachten, die mit der israelischen Armee zu tun haben. Adi Nes

stellt seine persönliche Identität als Homosexueller der Auflösung des Mythos vom israelischen Macho gegenüber, der aus der Verklärung kämpfender Soldaten und Helden entstanden ist. Der Homosexuelle bietet ein neues Bild des Mannes an, das wir brauchen, um uns vom Macho zu lösen. Adi Nes zeigt Konflikte der Männlichkeit zwischen Stärke und Schwäche, das vom Militär mystifizierte Heldentum und seine Dekonstruktion. (Ausstellung "Re-Thinking")

Unter der Überschrift "Ein Soldat tanzt ins Nichts" greift die taz in ihrem Ausstellungsbericht vom 16. 1. 2002 ein weiteres Bild von Adi Nes auf:

Stärker noch betont der schwule Fotograf Adi Nes die Verlorenheit seiner Protagonisten in einem Nachtbild. Auf einer Strasse im dunklen Nirgendwo, beleuchtet von einem scharf begrenzten Spot, balanciert ein einzelner Soldat auf einem mittelstreifen, die Arme weit ausgestreckt. Er wendet dem Betrachter den Rücken zu und geht tanzend ins Nichts.

Das erinnert sehr an die innerlich hohlen Körperpanzer der Freikorpsmänner nach dem 1. Weltkrieg, laut Klaus Theweleit (Männerphantasien) Verkörperungen des Sozialisationstyps nicht zu Ende geborener Männer, die an Stelle eines inneren Nichts ihre Identität in einem zum Panzer hochgepowerten Körper finden. Mehr dazu in der Modellanalyse Fightclub - Schwarze Sonne über Babel. So eine Sonne scheint ihren Schatten auch auf den zionistischen Fightclub Israel zu werfen. Im Muskeljuden tauchen orale Flipper auf, hohle Panzer, die wie die faschistoiden "Weltraumaffen" des Fightclub-Projekts "Chaos" tanzend, schießend und schließlich mordend ins Nichts taumeln. Nach dem Tod auch des jüdischen Gottes kann die Kippa auf dem Kopf solche innere Leere nicht füllen. Kampf und Kippa holen die unvollendete, psychische Geburt nicht nach. Lesen Sie dazu: "Orale Flipper - Der faschistische Bruch" auf Ahlens Chaoten-Website.

Wie die Ausstellung "Re-Thinking" zeigt, ist auch hier eine Neuorientierung zu beobachten. Eine postzionistische Jugend Israels ist auf der Suche nach neuen Formen der Spiritualität. Teilnehmer des Tribal Festivals "Shantipi 2000" verkörpern diese "neuen Juden" (taz vom 16. 1. 2002) im Wortsinn. Der Fotograf Eyal Ben-Dov hat dem eine Porträtserie gewidmet. Die "neuen Juden" erscheinen dort auch körperlich als das genaue Gegenbild zum Muskeljuden. Ganz anders als dieser, versucht dieser neue Typ von Mann, den angstgefüllten Körperpanzer hinter sich zu lassen und sich zu öffnen. Konkret: Er verlässt das eingeengte zionistisch-europäische Umfeld und öffnet sich einem orientalisch-gemeinschaftlichen. Ihm sind die Araber nicht länger Tiere eines bedrohlichen Dschungels. Er gleicht dem Männlichkeitstyp, mit dem auch die Fightclub-Analyse schließt: dem "Molecule Man", wie ihn eine Plastik zeigt. Körperpanzer lösen sich auf im Tanz von Lichtmolekülen. Lesen Sie dazu: Der molekulare Mann.

Kontakt: gsanktmich@freenet.de

Freundeskreis für Re´ut/Sadaka e.V.

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