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Vierecke

Krumm im Quadrat

Redetext zur Ausstellungseröffnung am 5. März 2006
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Homepage der Ausstellung (mit Film)

Krumm im Quadrat

"Ich sehe was, das du nicht siehst", bemerkt Pumuckl im Quadrat des Logos. "Ich sehe was, das du nicht siehst, und das ist krumm." Das war den Schülern schnell klar, nachdem ich ihnen die Geschichte "Von den vier Ecken der Erde" im Unterricht vorgelesen hatte.

Doch was ist "krumm", was ist das "Quadrat", gebildet von den "vier Ecken der Erde"? Ist es unsere Stadt? Ist es die ganze Welt? Sind es beide? Und was ist das Zentrum, der Mittelpunkt des Quadrats, wo die vier Winde sich kreuzen? Ist vielleicht auch dieses Zentrum in sich "krumm" und ist deshalb das Quadrat aus den Fugen?

Der Grundgedanke der Ausstellung gibt darauf zwar noch keine schlüssige Antwort, mag aber schon jetzt hilfreich sein. Er lautet: Nicht Erinnerung schlechthin, sondern das "Krumme im Quadrat" zu erinnern, ist das Geheimnis der Erlösung. Es zu vergessen, verlängert die Zeit, in der Hass und Rache das Sagen haben - in der Stadt und in der Welt.

Das "Krumme im Quadrat" durchzieht die Aula als eine in sich krumme Diagonale schwarzer Stellwände. Auf der einen Seite durchschaut der Pumuckl-Blick des kleinen Imo krumme Sachen im Ahlen seiner Kindheit. Auf der anderen Seite der krummen Diagonale hält er Gott den Spiegel vor. Kaum zufällig beginnt die Geschichte "Von den vier Ecken der Erde" mit einem Zitat aus dem Propheten Jesaja: "Und er wird ein Zeichen aufrichten unter den Völkern und zusammenführen die Verstreuten Israels von den vier Ecken der Erde."

Dem Zentrum des Quadrats wird der Spiegel vorgehalten. Spätestens nach Auschwitz ist diese "Eins", dieses eingöttliche Zentrum eine krumme Eins. Ihre Krummheit wird erinnert. Sie lässt die Vier, das Geviert der Erde, aus den Fugen geraten. Der interkulturelle Rachewahn der Gegenwart ist dafür ein aktueller Beleg.

Krumme Eins und Vier aus den Fugen - Imo Moszkowiczs Antwort darauf ist die magische Drei., das beherrschende Zeichen seiner "Zauberflöten" - Inszenierung. Nach einem langen Weg des Erinnerns in dunkler Nacht nun das Paradies der Zauberflöte, das erlöst ist vom eingöttlichen Zentrum apokalyptischer Rache. "In diesen heilgen Hallen kennt man die Rache nicht!"

Diese spirituelle Biographie Imo Moszkowiczs erinnert die Ausstellung "Krumm im Quadrat" in den Zeichen "krumme Eins", "Vier aus den Fugen" und schließlich "magische Drei", das Ende des Exils. Denn: "Vergessen verlängert das Exil. Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung - Erinnern des Krummen im Quadrat!"

1..., 4..., 3: Ich sehe was, das du nichts siehst!

Dietmar Hecht

(Mehr zum kabbalistischen Erinnern des Krummen im Quadrat als dem "Geheimnis der Erlösung" - tikkun olam, "Heilung der Welt" - im Referat "Auschwitz - Gott - Chagall" (Kunstmuseum Ahlen 2004))

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