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Felix Nussbaums "Maler im Atelier": Felix Nussbaum und Max Liebermann Das Motiv des nackten Paares dürfte Nussbaum schon längere Zeit beschäftigt haben. Auf seinem Bild "Der tolle Platz" von 1931, das den Pariser Platz am Brandenburger Tor zeigt, taucht es mindestens dreimal auf. Und das in einem Zusammenhang, der auch für das Verständnis des "Malers im Atelier" höchst aufschlussreich ist. Auf dem "Tollen Platz" wird nämlich ein Aufstand der Jungen gegen die Alten geprobt. Auch heute wieder ist die Südseite des Pariser Platzes von der "Akademie der Künste", die Westseite rechts vom Brandenburger Tor durch das rekonstruierte Haus des jüdischen Malers Max Liebermann architektonisch umrahmt. Nussbaum lässt vor der Akademie eine karikierte Prozession altehrwürdig muffiger Kunstprofessoren aufziehen, während das Liebermannsche Haus zu einer Ruine geworden ist, über der ein neckisches Engelchen mit einem Porträt des Hausherrn schwebt. In die Mitte des Platzes kippt Nussbaum mit Freunden eine Wagenladung diverser eigener Gemälde, und drei von ihnen zeigen das besagte Motiv des nackten Paares: Aufstand einer neuen Malergeneration gegen die etablierten Lehrer der Akademie, an deren Spitze als ihr Präsident Max Liebermann stand, sehr zum Verdruss Wilhelms II. übrigens. Seinen Widerstand gegen die Präsidentschaft des Juden Liebermann gab der Kaiser gegen Ende des 1. Weltkriegs schließlich mit der Bemerkung auf: " Aber ein Anarchist ist der Kerl doch!" (Wolfgang Koeppen, Max Liebermann – Juden in der deutschen Kunst, in: Porträts zur deutsch-jüdischen Geistesgeschichte. hrsg. v. Thilo Koch, Köln 1997, S. 86) Liebermann, der Maler eines bekannten Porträts des Reichspräsidenten Hindenburg,kann als Prototyp eines urdeutschen Judentums gesehen werden, das seit dem 19. Jahrhundert Heil und Zukunft in der Assimilation an die westliche, christlich bürgerliche Gesellschaft seiner Zeit suchte. Man verlegte Chanukka auf Weihnachten und sang "Stille Nacht" unterm Tanenbaum. Dass sich das alles als tragische Illusion mit schrecklichen Konsequenzen erweisen sollte, nimmt der "Tolle Platz" visionär vorweg. Vor die Ruine des Liebermannschen Hauses zieht eine Musikkapelle wie zu einem Leichenbegängnis, während hinter der Ruine am Ende des Tiergartens die Siegessäule auftaucht – geborsten und zerbrochen, ein gesprengter Säulenstumpf. Das Bild bekommt so einen bedrohlich apokalyptischen Unterton einer im eigenen Unheil untergehenden Welt und auch etwas unheimlich Bedrohliches durchtönt die Bildkomposition des "Malers im Atelier". |
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