Woche der Brüderlichkeit Projekte |
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Bereits im Jahre 1932 hielt der Slawist Prof. Gerhard Gesemann+ in einem Beitrag jene historische und mentalitätsbedingte Ausgangssituation fest, die für die blutigen Ereignisse der 90-er Jahre in den von Muslimen bevölkerten Restprovinzen des ehemaligen jugoslawischen Staatenbundes verantwortlich ist. Gesemann betont zunächst die verheerenden Folgen der nach 1918 überstürzten jugoslawischen Agrarreform, die neue, dem Staatsvolk der Serben günstige Besitzverhältnisse aufkosten auch der Muslime in Bosnien und in den anderen Gebieten mit muslimischer Bevölkerung schuf. Aus der Sicht serbischer Wissenschaftler der dreißiger Jahre - und daran hat sich bis heute leider überhaupt nichts geändert - sollen die Mohammedaner in Jugoslawien "jahrhundertelang mit den Türken gefühlt und sich als Türken gefühlt" haben, was natürlich nicht stimmt, weil diese dem Volkstum nach ebenso Südslawen sind wie die Serben, Slowenen oder Kroaten. Gesemann schreibt: "Die Sache liegt nämlich etwas anders, scheint mir. [...] Die mohammedanischen Bosnier haben wohl mit den Türken, aber sich nicht als Türken gefühlt im nationalen Sinne, im Gegenteil, sie haben die Osmanen abgelehnt, später sogar verachtet. Wenn sie sich im Gegensatz zu den Christen "Turci" nannten, so eben nur im religiösen Sinne." Daß die serbischen Bauern in muslimischer, hier bosnischer Umgebung, geringschätzig über die Muslime dachten, zeigt das Gespräch, welches Gesemann in seinem balkanischen Wanderbuch festhält: "Wo ich wohne? Da drüben in dem Dorfe. Der Urgroßvater ist hier eingewandert. Wir sind nur ein paar serbische Familien unter lauter Türken." Ich mache mir den alten Spaß: "Was für Türken! Das sind doch bloß vertürkte Serben, Blut von euerem Blut." (Gerhard Gesemann, Jugoslawische Mohammedaner, in: Südostdeutsche Mitteilungen, 32. Jg., 1992/Nr.4, S.303,304,307). (Klaus Popa) Siehe auch: |
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