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Vierecke

Kosov@
Man hätte es wissen können...

Die "Gesellschaft für bedrohte Völker" gab im Januar 1993 eine Dokumentation mit dem Titel heraus: ""Ethnische Säuberung" - Völkermord für "Großserbien". Darin sind Aufsätze gesammelt, die alles Gerede Lügen strafen, mit einer solchen Katatrophe im Kosovo hätte man nicht rechnen können. Man hätte es wissen können! Zwei Beiträge dieser Dokumentation sollen in Auszügen dokumentiert werden.
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I
Christine von Kohl
Kosovo - Zeitbombe auf dem Balkan

Der 28. Juni 1989, 600 Jahre nach der Schlacht auf dem Amselfeld, bei der die türkische Armee die christlichen Heere besiegt und damit den endgültigen Niedergang des mächtigen serbischen Großreiches im Mittelalter besiegelt hatte, sollte ein Höhepunkt der serbischen Euphorie in der Regie von Milosevic werden. Der Mythos, der in der serbischen Überlieferung die Niederlage zu einem Symbol des Heldentums stilisierte, wurde von Milosevic, dem Hauptredner der Massenveranstaltung auf diesem Schlachtfeld im Kosovo, aktualisiert: "Serbien ist wieder frei."

In der Tat hatte Serbien sich Anfang 1989 eine neue Verfassung gegeben, die die Autonomie der beiden Provinzen Kosovo und Vojvodina aufhob. Im Kosovo wurden das Parlament aufgelöst und die Regierung abgesetzt. Die einst autonome Provinz wurde zum Protektorat erklärt. Ein serbischer Gouverneur und serbische Funktionäre übernahmen praktisch die gesamte Administration [...]

Doch buchstäblich Hand in Hand mit dem Terror der serbischen Machthaber entwickelten die Albaner eine politische Reife, die ihresgleichen sucht. "Gandhi"-Taktik nennen es die verantwortlichen Kosovo-Politiker. Sie sind eisern entschlossen, sich nicht provozieren zu lassen. Ihrer Auffasung nach könnte sich die serbische Führung nichts mehr wünschen als einen gewaltsamen Widerstand der albanischen Bevölkerung, denn dann hätten sie vor aller Welt ein Recht, sich mit allen Mitteln des Militärs und der Polizei "zur Wehr zu setzen". Es gäbe ein furchtbares Blutbad [...]

Wie lange die albanische politische Führung, deren Erfolge auf diplomatischer Ebene für die Bevölkerung keine spürbaren Resultate bringen, ihre Autorität wahren kann, ist fraglich. Radikale Töne, hier und da wohl auch geschürt von serbischen Provokateuren, werden unüberhörbar lauter. Es wäre keine Wunder, wenn der Bevölkerung die Geduld ausginge und die bewundernswerte Disziplin abhanden käme - aber was wären die Folgen?

Ganz ohne Zweifel würden sich die etwa 35 Prozent Albaner der Nachbarrepublik Mazedonien und das Mutterland Albanien auf die Seite des Kosovo gegen Serbien stellen. Griechenland ginge gegen Mazedonien und Albanien vor, und Bulgarien, das die Mazedonier als "Westbulgaren" betrachtet, würde sich einen Anteil an Mazedonien sichern wollen - auch gegen griechische Interessen. Schließlich müßte die Türkei die bedrängten Muslime im Kosovo und in Mazedonien unterstützen...Mit anderen Worten: Der dritte Balkankrieg in diesem Jahrhundert wäre unausweichlich.

(Dietmar Hecht)

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