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Vierecke

Das Gespenst in der Oper
Imo Moszkowicz – Regisseur, Ahlener, Jude

Ein Gespenst geht um in der Oper, genauer gesagt; in der Inszenierung einer Oper, präziser: in Mozarts "Zauberflöte", wie Imo Moszkowicz sie verstanden wissen will, 1976 in Zürich und 1986 in Salzburg in Szene setzte sowie in seinem aktuellen Buch "Zauberflötenzauber" von 2005 eindringlich beschreibt.
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"Meinen Sie denn wirklich, dass die Zauberflöte im `Paradies´ spielt?"

Auf diese Frage des Dirigenten Ferdinand Leitner war die prompte Antwort:

"Ja, sie kann nur dort spielen."
(Imo Miszkowicz, Zauberflötenzauber,
Paderborn 2005, S. 128)

Ob in diesem Paradies auch Platz für Gespenster ist, für das heimliche und verstörend Unheimliche, darüber wollen wir uns nun unterhalten.

Dass längst dort so etwas spukt, wird dabei stillschweigend vorausgesetzt. Allerdings ist von dieser Hypothese der weitere Verlauf unseres Gesprächs nicht zwangsläufig abhängig. Die eigentlich entscheidende Frage, gestellt aus einer zukünftigen Position im Modus eines grammatisch etwas ungewöhnlichen Futurs, lautet nämlich: Wird es dort gespukt haben werden müssen? Am vorläufigen, offenen Ende unseres Gesprächs wird sich hoffentlich noch zeigen: Nicht an der Frage als solcher, sondern an diesem speziellen Zeitmodus, dem kategorischen "Müssen" aus der Zukunft hängt nicht ganz unerheblich eine vielleicht doch gelingende Zukunft des Erinnerns.

Wie dem auch sei -gleich zu Beginn sei dem Regisseur versprochen: Es wird natürlich bei seinem Paradies ohne Adam und Eva, ohne kitschige Engel und ohne den irritierten Eingott bleiben. Nur das irritierende Gespenst, das wäre schon nicht schlecht. Es könnte das Paradies davor schützen, als moralisierende Anstalt für verschwundene Ideale missverstanden zu werden, als Paradies einer Aufklärung, die ihre Dialektik, wie Adorno und Horkheimer sie 1944 einklagten, vergessen hat. Der Brief einer 20jährigen Zuschauerin der Salzburger Zauberflöten - Aufführung von 1986 an Imo Moszkowicz deutet ein ähnliches Problem von seiner mehr praktischen Seite her an:

Der Zuschauer darf nicht mit einem leisen Lächeln über die schönen, aber leider entschwundenen Ideale entlassen werden, sondern auch mit dem Willen, im kleinen Rahmen des eigenen Lebenskreises vielleicht etwas zu ändern, menschlicher zu werden.
(Imo Moszkowicz, Zauberflötenzauber, S. 147)

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