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Vierecke

Unter der Asche

Die Katastrophe der Vier? Die Eins, ihr gescheitertes Zentrum!
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Geblieben ist das Gelächter meiner Geschwister....Ich habe große Schwierigkeiten damit, zu denken, dass ihre Asche - unauffindbar - `b´arba kanfot haaretz´ (in Neuhebräisch) - in die vier Ecken der Erde - verstreut wurde und die Prophezeiung von der Heimkehr ins Land der Väter sich an ihnen (wie auch an mir) nicht erfüllte.
(Von den vier Ecken de Erde, S. 47)

Derrida fragt:

Ist das Zentrum, das Fehlen des Spiels und der Differenz, nicht ein anderer Name für den Tod? Jener Tod, der versichert und beruhigt, der aber auch durch sein Loch beängstigt und aufs Spiel setzt?...Das Zentrum ist das Scheitern...Wo ist das Zentrum?...Unter der Asche.
(Ellipse, in: Die Schrift und die Differenz, Frankfurt 1976, S. 446f)

Spiel mit der Drei ist freies Spiel der Differenzen in Abwesenheit des Zentrums.

Kann man die Bezuglosigkeit auf das Zentrum bejahen, anstatt die Abwesenheit des Zentrums zu beweinen? Warum soll man dem Zentrum nachtrauern?
(Derrida, Ellipse, S. 446)

Wir beschlossen, dass wir die magische Zahl drei zu unserer Leitzahl machen.
(Zauberflötenzauber, S. 152)

Spiel mit dieser magischen Drei ist tatsächlich freies Spiel, nicht spielerisch getarnte Dialektik, das Dritte keine Synthese aus These und Antithese, wie bei Hegel - Marx´ Gespenster:

Der ontologische Gottesbeweis ist, trotz der Kantischen Kritik, gleichsam diese noch in sich hineinsaugend, in der Hegelschen Dialektik auferstanden.
(T. W. Adorno, Negative Dialektik, Frankfurt 1994, S. 394)

Das Spiel mit der Drei, Absage an diese wie jede andere Totalität, verschließt sich nicht in der Anmaßung einer begrifflichen, symbolischen oder sakramentalen Präsenz des Absoluten - in einem solchen metaphysischen Ursprung totalitärer Tyrannei, wie uns Derrida in seinem Levinas-Essay Gewalt und Metaphysik eindrucksvoll zeigt - , sondern öffnet sich in das nicht habbare Unendliche:

Das Unendliche ist zweifellos weder eins, noch keins, noch unzählbar. Es ist von ternärer Beschaffenheit.
(Jacques. Derrida, Ellipse, S. 450)

Dieses Unendliche, wie es sich im Spiel der Drei und im Spiel mit der Drei in Szene setzt, ist die im Wortsinn Not-wendige Antwort Imo Moszkowicz´s auf die gescheiterte Eins, die Präsenz des eingöttlich Absoluten im Zentrum der Vier. Es ist Antwort auf das, wofür "Auschwitz" der Name ist: Eine Welt im Wahn des Einen, fixiert auf eine Einheit der Einen, verschlossen jeder Vielheit der Anderen, rachsüchtig auf das, was Differenz zeigt und nicht identisch ist mit ihm, verbogen in sich selbst, ein durch und durch unrechtes und verqueres ens curvatum in se ipsum - time out of joint.

Darauf auch die Antwort jener Zeit des ternär Unendlichen, Zeit des Archivs: entworfen aus der Zukunft des Versprechens einer Vergangenheit, die nie eine Gegenwart war, nie eine habbare Präsenz. Wie Hamlets gespenstische Augenblicke folgt sie nicht mehr der Linie modifizierter Präsenzen. Die Zukunft ist keine zukünftige Präsenz, gestern ist keine vergangene Gegenwart. (Ellipse, S. 450)

Vielmehr: 3 - 4 =Zukunft! Nicht mehr positive, präsente Eins, sondern Eins im Minus. In seiner Zeit der Nicht-Präsenz hat auch das Gestern noch eine offene Zukunft. Asche bleibt aus ihrem Blick nicht das letzte Wort für die Toten. Diese Zeit des Archivs holt die Toten störend zurück auf die Agenda leer laufender Gegenwarten durch das eine verbleibende Gebot. (Enter the Ghost)

"In Zukunft, erinnere Dich, Dich der Zukunft zu erinnern!"
(Jacques Derrida, Dem Archiv verschrieben, S. 137)

Denn: "4 - 3 =Asche, ...vergessene Asche!" "...und verlorene Freiheit!", füge ich hinzu, denn: "3 - 4 =Freiheit!" "...paradiesische Freiheit!", ergänzt Imo Moszkowicz.

(Exit the Ghost)

Katharsis im Flötenzauber

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