|
Woche der Brüderlichkeit
- 1999
- 2000
- 2001
- 2002
- 2003
- 2004
- 2005
- 2006
- 2007
- 2008
- 2009
Projekte
- Kosov@
- Zwänge d. Erinnerung
- Islam
- Israels Muskeljuden
- Auschwitz-Tag 2004
- Talmud-Projekt
- 9. November 2004
- 60 Jahre Kriegsende
- 9. November 2007
|
|
|
Woche der Brüderlichkeit 1999
Der Lebensbaum der Kabbala
Der Theologe und Psychotherapeut Helmut Hark kommt zu dem Schluß: "So wie ein neurotisiertes Gottesbild zur Seelenkrankheit beitragen kann, so können ein ganzheitliches Gottesbild und ein Selbstsymbol heilen." Ein solches heilendes Symbolsystem sieht mit Hark die Broschüre "Jenseits der Spaltung" im Gottesbild des kabbalistischen Lebensbaums.
|
|
|
Der Theologe und Psychotherapeut Helmut Hark kommt zu dem Schluß: "So wie ein neurotisiertes Gottesbild zur Seelenkrankheit beitragen kann, so können ein ganzheitliches Gottesbild und ein Selbstsymbol heilen." Ein solches heilendes Symbolsystem sieht mit Hark die Broschüre "Jenseits der Spaltung" im Gottesbild des kabbalistischen Lebensbaums. Ostern 1997 malte ihn ein Student der jüdischen Brandeis-University bei Boston. Dem lebendigen Kontakt mit dieser Universität verdankt der Autor der Broschüre viele Anregungen.
Das Bild aus Brandeis zeigt den Baum auf einem tiefscharzen, mit vielen hellen Punkten wie mit Sternen übersäten Hintergrund. Seine zehn Lichter, die Sefirot, "Abglänze Gottes", sind in verschiedenen, leuchtenden Farben kreisrund dargestellt. Er ist "Weltenbaum" und "kosmische Säule". Das Buch "Bahir" aus demSpanien des 12. Jahrhunderts läßt Gott sagen:
"Ich bin es, der diesen Baum gepflanzt hat, daß alle Welt sich an ihm ergötze, und habe mit ihm das All gewölbt und seinen Namen All genannt, denn an ihm hängt das All und von ihm geht das All aus. Alles bedarf seiner, und auf ihn schauen und auf ihn hoffen sie." Auf dem Titelblatt der Broschüre wird er von einem mittelalterlichen Kabbalisten auf eine rissige, dürre Erde herabgesenkt. Denn der Baum hat seine Wurzeln oben. Er wurzelt gleichsam im Himmel und von dort her ergießt sich durch ihn die Lebenskraft Gottes hinab zur Erde.
Im "Sohar", einem der kabbalistischen Hauptwerke, bekommt dieser Baum deutlich phallische Bedeutungsgehalte. Bei Gershom Scholem, dem aus Berlin stammenden Altvater der Kabbala-Forschung, lesen wir: "In kühner Symbolik wird im Sohar der Phallus selbst zum Lebensbaum, und das `Leben der Welten´ ist die zeugende Kraft des Gerechten, in der die Lebenskraft des göttlichen Organismus sich konzentriert und potenziert."
Diesen phallischen Bedeutungsgehalt betont das Bild des jüdischen Studenten aus Brandeis. Der läßt in der neunten Sefira Yesod lichterloh ein Feuer brennen, das diese Sefira besonders hervorhebt. Yesod aber symbolisiert in Sonderheit den göttlichen Phallus, das Feuer die sexuelle Energie. In das jüdische Gottesbild der Kabbala ist die Sexualität zurückgekehrt und nicht mehr abgespalten, eine für das christliche Gottesbild bezeichnenderweise nur schwer nachvollziehbare Vorstellung.
Siehe auch:
|