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Vierecke

Woche der Brüderlichkeit 1999
Das Weibliche im Bild von Gott

In einem Text des 13. Jahrhunderts aus der Schule des Moses ben Nachman heißt es: "Die zehnte Sefira heißt Schechina. Sie ist die Krone und empfängt von Jessod, der neunten, und ist in den Ausdrücken des Weiblichen angedeutet." Die Broschüre "Jenseits der Spaltung" geht der Bedeutung des Weiblichen im kabbalistischen Gottesbild ausführlich nach.
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In einem Text des 13. Jahrhunderts aus der Schule des Moses ben Nachman heißt es: "Die zehnte Sefira heißt Schechina. Sie ist die Krone und empfängt von Jessod, der neunten, und ist in den Ausdrücken des Weiblichen angedeutet." Die Broschüre "Jenseits der Spaltung" geht der Bedeutung des Weiblichen im kabbalistischen Gottesbild ausführlich nach.

Sie zeigt, daß die Versöhnung Gottes mit seiner weiblichen Seite, die Balance der männlichen und weiblichen Kräfte in Gott, ein zentrales Anliegen der Kabbala ist. Es geht der Broschüre darum, ein Bild vom Judentum zu korrigieren, das von einseitigen Schlagworten wie "Gesetz", "Patriarchat", "Natur- und Leibfeindlichkeit" gekennzeichnet ist. Sie hält es vielmehr mit Isaac Bashevis Singer: Wenn "sogar im Himmel das Prinzip vom Männlichen und Weiblichen herrscht", wie die Kabbalisten sagen, ließe sich damit nicht die Vernarrtheit eines Heranwachsenden mit den Geheimnissen der menschlichen Sexualität erklären? (A Little Boy in Search of God)

Sie warnt allerdings auch davor, die Kabbala als feministisches Traumland mißzuverstehen. Nach einer differenzierten Berücksichtigung dessen, was wissenschaftlich zu den phallischen Bedeutungsgehalten des Lebensbaums der Kabbala diskutiert wird, kommt sie zu dem Ergebnis: Ziel des kabbalistischen Mythos ist die Wiederherstellung des Weiblichen im Männlichen. Das läuft auf ein androgyn phallisches Bild von Gott hinaus.

Dazu muß man wissen: Der Lebensbaum besteht aus drei parallelen, vertikalen Bereichen: einem männlichen, dem Bereich der göttlichen Gnade, einem weiblichen, dem Bereich der göttlichen Gerechtigkeit, und einem, in dem beide Seiten in der Mitte zu einem Ausgleich kommen. Durch ihn fließen im Idealfall die ausbalancierten, göttlichen Kräfte der "männlichen" Gnade und "weiblichen" Gerechtigkeit hinab in die Sefira Malkuth. Letztere, das "Haus Gottes" in der Welt, wird auch "Shekinah" genannt: die "Einwohnung" Gottes.

Immer intensiver stellte man sich diese Shekinah in der Gestalt einer Frau vor, die ins Exil vertrieben worden war. Die im Exil lebende Gemeinschaft Israels erkennt sich bis heute in dieser Gestalt wieder. Die Sehnsucht nach Heimkehr aus dem Exil findet in der Kabbala ihren mystischen Ausdruck: als Wiederherstellung der verlorenen Einheit Shekinahs mit Gott, ihrem Liebhaber. Ein Gebet der Shekinah aus Leonard Bernsteins 1963 in Tel Aviv uraufgeführten "Kaddish-Symphony" bringt das auf den Punkt:

"Look tenderly again at me, at us, at all these growing children of God here in this sacred house, and we shall look tenderly back to you. Oh my Father, Lord, and Lover, beloved Majesty, my Image, my Self! We are one, after all, you and I. Together we suffer, together exist and together we re-create each other."

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