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Vierecke

Woche der Brüderlichkeit 1999
Der Jerusalem-Leuchter

Leider gibt es ihn nicht mehr. In den 60er Jahren fiel der gußeiserne Leuchter mit einem Durchmesser von acht Metern der baulichen Umgestaltung der Marienkirche im Zuge der Liturgiereform zum Opfer. Dennoch sei er als wichtiges Zeugnis für den christlichen Umgang mit dem jüdischen Erbe und mit Andersdenk- enden genannt.
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Jerusalem-LeuchterLeider gibt es ihn nicht mehr. In den 60er Jahren fiel der gußeiserne Leuchter mit einem Durchmesser von acht Metern der baulichen Umgestaltung der Marienkirche im Zuge der Liturgiereform zum Opfer. Dennoch sei er als wichtiges Zeugnis für den christlichen Umgang mit dem jüdischen Erbe und mit Andersdenkenden genannt.

Er war der großen Radkrone im Aachener Münster aus der Zeit Kaiser Barbarossas und deren Vorbild im Hildesheimer Dom nachempfunden. Seine Ornamentik und die Türmchen versinnbildlichten das himmlische Jerusalem. So nahm in ihm eine Tradition bildhafte Gestalt an, die in die Anfänge christlicher Überlieferung zurückreicht und eng mit jüdischen Vorstellungen verwoben ist.

D. Biale schreibt dazu im Katalog der Berliner Jerusalem-Ausstellung von 1995: "Das Motiv vom himmlischen Jerusalem findet sich in einer Vielzahl apokalyptischer Texte aus der Zeit des Zweiten Tempels, wo von einem himmlischen Tempel und einem himmlischen Jerusalem gesprochen wird, das herabkommen und die Stelle des irdischen Jerusalem einnehmen wird. Das Neue Testament übernahm diese Idee und gebrauchte sie in der Zeit der Zerstörung Jerusalems durch die Römer polemisch gegen die Juden." Die Tendenz eines Kampfes der "Kinder des Lichts" (der Christen des himmlischen Jerusalems) gegen die "Kinder der Finsternis" (der Juden des irdischen Jerusalems) begann sich abzuzeichnen.

So gesehen, ist der Begriff des himmlischen Jerusalems ein abwertender Gegenbegriff zu dem Jerusalem der "anderen". Eine "Wir-gegen-Sie" - Mentalität verbirgt sich hier, die bereits die frühesten christlichen Schriften prägte und eine dominante Struktur der abendländischen Mentalitätsgeschichte werden sollte.

Dabei kamen und kommen Projektionen des Satans (2.3. "Synagoge des Satans": Die Verteufelung der Juden) ins Spiel. Sie lassen die Spaltung zwischen dem "Wir" und "den anderen" in ihrer ganzen dualistischen Schärfe des Gegensatzes zwischen "den Guten" und "den Bösen" aufklaffen. Die politisch-soziale Welt verwandelt sich zu Kriegsschauplätzen von endzeitlichen Schlachten zwischen göttlich erwählten "Guten" und als teuflisch gebrandmarkten "Bösen".

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