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Vierecke

Woche der Brüderlichkeit 1999
Im Schatten der Marienkirche

Eine Ansichtskarte von 1910: Im Schatten der Marienkirche, auf der Karte direkt unter dem Vierungsturm, liegen auf der Oststraße die Geschäftshäuser der jüdischen Familie Daniel und Philipp Rosenberg.
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Juden - "Kinder des Teufels"
("Der Stürmer")

Juden -

Eine Ansichtskarte von 1910: Im Schatten der Marienkirche, auf der Karte direkt unter dem Vierungsturm, liegen auf der Oststraße die Geschäftshäuser der jüdischen Familie Daniel und Philipp Rosenberg. Ging man damals ein Stück weiter die Weststraße hinunter, konnte man im jüdischen Bekleidungsgeschäft Samson Windmüller "fertige Communion-Anzüge in guten Qualitäten" kaufen. So ein Inserat in der "Ahlener Volkszeitung" vom 17. März 1917. Hans-Werner Gummersbach hat diese Dokumente in seinem Buch "Der Weg nach Auschwitz begann auch in Ahlen" abgedruckt.

Illusionen einer Normalität!

Isaak Rosenberg hatte von seinem Vater nicht nur die Firma geerbt, sondern führte auch, wie sein Vater, das Ehrenamt des Synagogenvor- stehers bis zu seinem Tod im Jahre 1932 weiter. Seine Frau Anna wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 9. Januar 1944 starb. Die Tochter Regina wurde am 18. Dezember 1943 nach Auschwitz gebracht und ist seitdem verschollen. Im Schatten der Marienkirche standen nämlich nicht nur Zeugnisse einer vermeintlichen deutsch- jüdischen Symbiose. Auch die sehr viel realistischeren Zeugnisse der Spaltung, der Feindschaft und des Hasses hatten dort ihren Platz: Schaukästen des nationalsozialistischen Hetzblattes "Der Stürmer" am Markt und vor den Büros der SS in der Nordstraße gegenüber der jüdischen Metzgerei Spiegel.

Kurz nach der "Reichspogromnacht" vom 9. November 1938 war da zu lesen: "Kinder des Teufels - die Juden sind unser Unglück!" Im Schatten der Ahlener Marienkirche war der abgespaltene Schatten der christlichen Kirche politisch lebendig geworden. Die jahrhundertelange Verteufelung der Juden brachte ihre politisch- soziale Frucht: Man hatte die Kinder der "Synagoge des Satans" vor der Haustür. Die Shoah, der Weg nach Auschwitz, war theologisch und psychologisch vorgezeichnet.

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