Woche der Brüderlichkeit Projekte |
Woche der Brüderlichkeit 1999 |
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Bericht im "Ahlener Tageblatt" vom 20. März 1999 Angesicht einer "Enterbung" des Judentums seitens der Christen über viele Jahrhunderte hinweg, müßten jüdische Symbole wie der siebenarmige Leuchter, Tabernakel und der Radleuchter in der Marienkirche in ihrer Bedeutung neu wahrgenommen werden, um dadurch zu neuen Glaubenszielen zu gelangen. Denn damit würde auch eine politische Entwicklung deutlich, die ihren Tiefpunkt im Holocaust hatte, zog Dietmar Hecht, Theologe und Religionslehrer am Bischöflichen Gymnasium St. Michael, Bilanz nach einer gut zweieinhalbstündigen Diskussion mit namhaften Theologen, die sich dem christlich-jüdischen Dialog verbunden fühlen. Nach der Ausstellung über jüdische Kultgeräte im Goldschmiedemuseum mit anschließendem Rundgang durch die St. Marienkirche war diese Problemdiskussion "Katholische Tradition - Jüdisches Leben" Höhepunkt in der Veranstal- tungsreihe der "Woche der Brüderlichkeit", der verdeutlichte, daß die Auseinandersetzung mit dem Judentum und das Suchen nach jüdischen Wurzeln, um Nähe und Ähnlichkeiten, aber auch um Unterschiede und Gegensätze zu entdecken, ein Bedürfnis vieler ist. Und der große Saal in der Familienbildungsstätte war voll besetzt, als die Katholischen und die Evangelische Kirchenge- meinde/n, die VHS und die FBS in Zusammenarbeit mit der jüdischen Kultusgemeinde Münster und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit am Donnerstag dazu eingeladen hatten. "Es ist angemessen, Euren Glauben zu ehren", sagte Rabbi Dr. Albert H. Friedländer, Rabbi der Westminster Synagoge und Reformrabbiner, der eigens zu dieser Veranstaltung aus London anreiste. Denn das Christentum sei auch eine Offenbarung Gottes. "In meinem Haus sind viele Wohnungen", fügte er Worte aus der Heiligen Schrift seinen Erklärungen hinzu. Kelch und Seder seien Elemente des jüdischen Lebens und gehörten nicht den Priestern, zeigte er Unterschiede einer Religion auf, die auf das Tun ausgerichtet sei. Das betreffe genauso die Gebete zu Hause wie auch in der Synagoge. "Unsere Religion hat andere Strukturen", brachte es der Rabbi auf den Punkt, und das schließe die Messianität mit ein. "Das Christusbekenntnis darf nie triumphalisch mißbraucht werden", schaltete sich Superintendent Ehrhard Nierhaus, der die Diskussion leitete, ein. Der Vertreter der Evangelischen Kirche erteilte der Nachfrage nach der Judenmission, die früher im Protestantismus eine Rolle spielte, eine deutliche Absage. Denn wer bereits beim Vater sei, der brauche nicht mehr hinzukommen, bezog er sich auf Jesuworte. Zusammenhänge zwischen beispielsweise Eucharistie und Pessach, die dann in ihrer Bedeutung doch verschieden sind, stellte Professor Dr. Erich Zenger von der Katholischen Fakultät Münster in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. Dabei erinnerte er an Jüdisches in der Liturgie wie das Amrn, Hosianna und Haleluja. Nach Jahrtausenden traumatisch erlebter Geschichte des jüdischen Volkes müsse nun Solidarität das Verhältnis zum jüdischen Volk im nächsten Jahrtausend prägen, forderte Hans-Hermann Henrix, Direktor der Bischöflichen Akademie des Bistums Aachen. "Leben Sie die zehn Gebote und lernen Sie, sie neu zu sehen." Siehe auch: |
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